Neuer Resident am Fleetstreet Theater: Guy Marsan beschäftigt sich mit Religion und Sexualität, Körper und Glaube in Wort, Schrift und Bild.
Open House - ein Arbeitseinblick: 20.11.2015 18.00-22.00 im Fleetstreet Theater. (Mit Wasser, Wein und Brot)
Ambiguïté (Abeitstitel) begann Marsan als künstlerische Arbeit bereits 2013 in Ottawa, Kanada. Nun entwickelt er sein Stück in Hamburg weiter. Das autobiografisch inspirierte Stück, ursprünglich auf Französisch geschrieben, verhandelt das Verhältnis von Körper und Religiosität, Scham und Schuld als Folgen religiöser Restriktionen, die der Künstler durch seine streng mormonische Erziehung selbst erlebte. Es wird die Aufmerksamkeit des Körpers in Bezug auf seine Sinnlichkeit erforscht. Hierbei stehen die physischen und psychischen Auswirkungen von Scham, verhangen durch die Religion, im Vordergrund. Die Verwirrung zwischen einem Körper, der etwas will und einem Kopf, der konditioniert ist auf Kategorisierungen von richtig und falsch. Die Lust des Körpers ist falsch - die Lust des Körpers auf gleichgeschlechtliche Partner verboten. In der mormonischen Kultur gehört der Körper als Tempel einzig Gott. Ihn möglichst ‚rein‘ zu halten ist das Ziel der Gläubigen. Körper unter der Diktatur der Religion - my body is his temple.
,What does it mean: gay?‘
,It means: very happy.‘
,Really?‘
,And that you like other men. But that‘s not okay.‘
Guy Marsan (Autor, Performer) ist ein frankokanadischer Performancekünstler und ist der derzeitige Residenzkünstler des Fleetstreet-Theaters. 2015 schloss er sein Studium (M.A.) der Performance Studies an der Universität Hamburg ab, gefördert durch das Minsitère de la culture de l’Ontario und die Fondation pour l‘avancement du théâtre francophone du Canada. Zuvor studierte Marsan Theater an der University of Ottawa (B.A) und Physical Theatre sowie Mime Corporel in Paris unter Leela Alaniz an der Compagnie Pas de Dieux. Seit 2013 arbeitet er in verschiedenen Produktionen mit Hamburger Künstlern und führt seine Kollaboration mit kanadischen Künstlern ebenfalls fort.
Kirsten Bremehr (Regisseurin) studierte Theater im Sozialen in Ottersberg (B.A.) und anschließend Performance Studies an der Uni Hamburg. Sie arbeitet als Choreografin, Regisseurin und Theaterpädagogin vor allem im Vermittlungskontext mit Kindern und Jugendlichen und erforschte in ihrer Abschlussarbeit ALT_GENUNG auf Kampnagel Machtstrukturen und Hierarchien zwischen Kindern und Erwachsenen.
Lib Spry (Dramaturgin) ist eine kanadische Künstlerin, Regisseurin, Performerin und Dramaturgin. Der Fokus ihrer Arbeit liegt in der Exploration unkonventioneller Theaterformen, welche sich mit dem Verhältnis von Bewegung und Erschaffung von Bedeutung in Theaterstücken und öffentlichen Interventionen beschäftigen.
Facebook: https://www.facebook.com/guyj.marsan
Youtube: https://www.youtube.com/user/ottawastiltunion2/videos
Vimeo: https://vimeo.com/user6479975
Das Fleetstreet Theater ist seit 2011 ein Residenztheater. Das Theater verfügt als reines Residenztheater über unterschiedliche Ansprechpartner_innen für Technik, Presse und Koordination – es hat aber keinen laufenden Spielbetrieb und somit auch keine Mitarbeiter_innen, die täglich vor Ort sind. Dies erfordert und ermöglicht eine große Eigenständigkeit der Resident_innen als temporäre Betreiber_innen des Fleetstreet Theaters.
Künstler_innen und Gruppen aus den Bereichen Theater, Performance, Tanz, Bildende Kunst, Musik oder Film bietet das Residenz Programm Raum und Zeit für Recherchen, Experimente und Produktionen. Das Theater ist eine Mischung aus Bühne und Galerieraum. Das Fleetstreet Theater Hamburg legt gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg, der Hamburgischen Kulturstiftung und der Rudolf Augstein Stiftung seit dem 01.01.2011 ein Residenzprogramm für Künstlergruppen und Einzelkünstler_innen auf, die möglichst spartenübergreifend mit Mitteln der performativen Künste, der Bildenden Kunst, des Films und/oder der Musik arbeiten. Durch das Fleetstreet Residency Program sollten junge Gruppen gefördert werden, die mit überschaubaren Mitteln Produktionen erarbeiten, die sich für kleinere Theaterräume eignen. Die Förderung ist eher als Recherche- und weniger als Produktionsresidenz konzipiert; die abschließenden Präsentationen können auch als Showing, Zwischenpräsentation, Diskussion, Ausstellungen, Workshops o.ä. stattfinden.
"My body: it is the place without recourse to which I am condemned. And actually I think that it is against this body (as if to erase it) that all these utopias have come into being." - Michel Foucault